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Lebenswertes Kaunertal

Grüne Batterie oder Greenwashing?

Aktualisiert: 23. Dez. 2020

Welche Auswirkung hat die Regulierung von Flüssen. Wieviel Prozent der Tiroler Natur ist noch unberührt und was wäre die Lösung?

Durch die Verlagerung und Abführung von 300 Mio. m3 Wasser aus dem Ötztal ins Kaunertal wird massiv in die Natur und in ökologisch intakte Lebensräume eingegriffen. Wenn man davon ausgeht, dass eine Badewanne 120 Liter fasst, so sprechen wir hier von 2,5 Mrd. Badewannen an Wasser! Wasser, welches im Kaunertal eine zusätzliche Belastung und Gefahr birgt und im Ötztal eine wassersportliche und touristische Nutzung der Ötztaler Ache unmöglich machen würde. Dabei gilt die Ötztaler Ache als eine der schönsten und anspruchsvollsten Rafting – und Kajakstrecken der Alpen.


Bei nur 15% der Alpenflüsse kann man von einem naturnahen Zustand sprechen, die natürliche Wasserführung der Ötztaler Ache würde sich durch diese massiven Eingriffe drastisch ändern. Dadurch entsteht eine weitere Bedrohung für unser Ökosystem und damit selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten, die anderswo teilweise ausgestorben sind.


Wasser wird aus den Flussläufen des Ötztals entzogen und die Hochwassergefahr in den zurückbleibenden, unnatürlichen Flusslandschaften steigt.

Stauseen können nur eine bestimmte Menge an Wasser zurückhalten. Sind die Speicherkapazitäten ausgeschöpft so müssen die Schleusen geöffnet werden und es kann zu Hochwasserwellen kommen, wie es beispielsweise am Kamp in Niederösterreich im Jahr 2002 geschah. Naturbelassene Flusslandschaften geben jedoch Raum für unterschiedliche Wassermengen und sind damit Hochwasserbremsen. Ihre gewundenen Flussläufe und Auen wirken wie absorbierende Schwämme welche Hochwasser abschwächen. Dass Speicherkraftwerke keine Hochwasserschutzbauten sind, wurde auch in einem Urteil des obersten Gerichtshofs festgestellt, dennoch wird oft damit argumentiert.


Erneuerbare Energie aus grüner Wasserkraft?


Das saubere Image der Wasserkraft wird den Tatsachen nicht gerecht. Ob im Kaunertal oder in den Regenwäldern von Brasilien, Wasserkraft fordert oftmals einen hohen Preis. Große Kraftwerke bedeuten massive Eingriffe in die Natur, zerstören natürliche Flussläufe und tragen dadurch zum Artensterben bei. Zudem arbeitet Wasserkraft nicht selten mit fossilen Energien und nicht zuletzt mit Atomstrom, denn so ist das Hinaufpumpen der Wassermassen bei Pumpspeichern günstig und rentabel. Herunter fällt dann grüne Wasserkraft - Greenwashing im wahrsten Sinne des Wortes, denn grüne Energie lässt sich besser und teuer verkaufen. Auch von erneuerbar kann man nicht sprechen, den hochalpine Täler wie das Platzertal sind von der letzten Eiszeit geformt worden und können in menschlichen Zeiträumen nicht einfach wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden.


Löst der Ausbau des Kraftwerk Kaunertal unser Energieproblem?


Sind diese Opfer nun gerechtfertigt und müssen sie sein? Tatsache ist, dass mit der Kraftwerks-Erweiterung 2/3 des Stroms durch die hohen Schmelzwasseraufkommen im Sommerhalbjahr produziert werden. Vor allem im Sommer könnte man aber das Potential des Solarstroms nützen, welcher auf jedem Hausdach erzeugt werden kann. Die zusätzliche Wasserkraft tritt somit in direkte Konkurrenz zum großen Potential an Solarstrom.


Unser Verbrauch steigt zudem stetig und so könnte auch ein Totalausbau der Wasserkraft künftige Nachfragen nicht decken. Das Problem wird so nur zeitlich verlagert und wir verlieren nach und nach unsere letzten intakten Landschaften. Statt mehr Strom zu erzeugen müssen wir ihn daher intelligenter nutzen, wie viele andere Ressourcen auf dieser Erde auch. Wie das folgende Bild zeigt, entnehmen wir bereits zur Genüge Wasser in Tirol und können unsere Natur auf diesem Wege nicht weiter ausbeuten.


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